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Frau Nina Sombeck
Vom 29. September bis 1. Oktober 2025 fanden zum zweiten Mal im Schlossgebäude der Universität Osnabrück die Norddeutschen Finanzgerichtstage statt.
Die Norddeutschen Finanzgerichtstage sind eine Tagungsveranstaltung, die das Niedersächsische Finanzgericht alle drei Jahre für die Richterinnen und Richter der Finanzgerichte in Norddeutschland organisiert. Die Veranstaltung fand bereits zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Steuerrecht an der Universität Osnabrück in den dortigen Räumlichkeiten des Schlosses statt.
Etwa 60 Richterinnen und Richter des Hessischen und des Niedersächsischen Finanzgerichts, der Finanzgerichte Berlin-Brandenburg, Münster, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sowie Gäste des Bundes Deutscher Finanzrichterinnen und Finanzrichter sowie des Landesamts für Steuern Niedersachsen fanden sich ein, um Vorträge sowie Podiumsdiskussionen zu hören, sich kennenzulernen, auszutauschen und miteinander zu diskutieren.
Nach Grußworten der Niedersächsischen Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann, der Präsidentin des Niedersächsischen Finanzgerichts Petra Hager, des Vizepräsidenten der Universität Osnabrück Prof. Dr. Jochen Oltmer und des Dekans des Fachbereichs Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück Prof. Dr. Steffen Lampert starteten die Teilnehmer in die dreitägige Veranstaltung.
Dabei war der erste Veranstaltungstag den aktuellen Entwicklungen im steuerlichen Verfahrensrecht und der Rechtsprechung gewidmet. Von Dr. Michael Myßen, Referatsleiter im Bundesministerium der Finanzen (BMF), und Richter am Finanzgericht Stefan Przybilka, derzeit abgeordnet an das BMF, erhielten die Teilnehmer Input aus erster Hand zur aktuellen und auch geplanten Gesetzgebung im Steuerverfahrensrecht. Anschließend gab Prof. Dr. Gregor Nöcker, Richter am BFH, einen Überblick über die aktuelle Rechtsprechung des X. Senats des BFH, wobei insbesondere das erst kürzlich veröffentlichte Urteil zur amtlichen Richtsatzsammlung des BMF großes Interesse fand. Durch Dr. Christina Hildebrand, Partnerin bei Flick Gocke Schaumburg in Bonn, erhielten die Teilnehmer wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Finanzgerichtsprozesses aus Beratersicht. Mit einem kritischen Blick auf aktuelle steuerpolitische Entwicklungen rundete Prof. Dr. Steffen Lampert von der Universität Osnabrück den ersten Veranstaltungstag ab.
Am Abend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, die „Gedenkstätte Gestapokeller“ im Schloss Osnabrück oder die „Villa_Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ zu besichtigen.
Der zweite Veranstaltungstag widmete sich der Besteuerung der Personengesellschaften und der Digitalisierung. Prof. Dr. Holger Kahle (Universität Hohenheim) referierte zu Rechtsformflexibilität und Rechtsformkomplexität in der Ertragsbesteuerung der Personengesellschaften und gab als Ökonom auch Denkanstöße für eine Vereinfachung der Mitunternehmerbesteuerung. Daran anschließend erläuterte Dr. Thomas Wiesch, Richter am Finanzgericht Münster, die aktuelle Rechtsprechung des BFH zur Besteuerung der Personengesellschaften im Bereich der Verlustausgleichsbeschränkungen des § 15a EStG sowie der Gewerbebesteuerung.
Am Nachmittag vermittelte Petra Peffermann, Head of Tax der Nordzucker AG, wertvolle Einblicke in die Herausforderungen, denen sich eine Steuerabteilung eines mittelständischen Unternehmens insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung stellen muss. Im Anschluss gab Dr. Nils Trossen, Richter am BFH, einen Überblick über die aktuelle Rechtsprechung und zu Praxisfragen des elektronischen Rechtsverkehrs. Durch Lars Wargowske, Referatsleiter im Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg, erhielten die Teilnehmer Einblick in die Funktionsweise von künstlicher Intelligenz sowie die Chancen und Risiken durch maschinelles Lernen im Steuerrecht.
Der zweite Veranstaltungstag fand seinen Ausklang mit einer von Prof. Dr. Steffen Lampert moderierten Podiumsdiskussion des Osnabrücker Steuerforums zur Digitalisierung des Steuerrechts, an der neben den Referentinnen und Referenten des Nachmittags auch Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland, teilnahm.
Der dritte Veranstaltungstag widmete sich der Frage der Unabhängigkeit der Dritten Gewalt, die im Rahmen einer Podiumsdiskussion durch Frank Bornemann, Vorsitzender des Niedersächsischen Richterbundes, Dr. Markus Sehl, stellv. Chefredakteur Legal Tribune Online, Dr. Thomas Smollich, Staatssekretär im Niedersächsischen Justizministerium, Prof. Dr. Afra Waterkamp, Präsidentin des Finanzgerichts des Landes Sachsen-Anhalt sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Fryderyk Zoll von der Universität Osnabrück und der Jagiellonen Universität Krakau diskutiert wurde. Die Moderation übernahm VRiFG Christoph Schirp, der zugleich Vorsitzender des Richterrats am Niedersächsischen FG ist.
"Die diesjährigen Norddeutschen Finanzgerichtstage waren wieder eine gelungene Veranstaltung zur Fortbildung, aber auch zum fachlichen und persönlichen Austausch der Finanzrichterinnen und -richter in Norddeutschland. Ich bedanke mich herzlich bei meinen Kollegen Dr. Aaron Kindich, Sebastian Siesenop, Christoph Schirp und Dr. Matthias Wuthenow für die Organisation. Besonders danken möchte ich daneben Prof. Dr. Steffen Lampert und seinem Team, die die Tagung durch ihren großartigen Einsatz im Vorfeld und im Laufe der Veranstaltung erst möglich gemacht haben", sagte Finanzgerichtspräsidentin Petra Hager in ihren Schlussworten.